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24. Marpenoth 1360 DR, Jahr der Gezeiten

Das wohl wichtigste Ereignis der letzten Tage war wohl die Mitgliedschaft bei den Zhentarim. Nach endlosen Tagen des Wartens ist der Moment gekommen, dem Black Network beitreten zu dürfen. Die Zeremonie wurde von Meister Tallwand durchgeführt, das muss ein wahrhaft mächtiger Magier sein. Auf einer kleinen Insel in der Nähe von Tsurlagol wurden wir in einen kleinen Talkessel geleitet und in ehrfurchtgebietender Umgebung in die Gemeinschaft aufgenommen.

Oh Herr Anthraxus, der erste Schritt ist vollbracht – die Zhentarim sind seit der Götterkrise quasi Gottlos, nur der verrückte Cyric hat seine Fühler nach ihren heimatlosen Seelen ausgestreckt, doch es ist genug Platz für deinen Glauben und ich werde auch den Konflikt mit den Cyric-Anhängern nicht scheuen, um einen starken Anthraxus-Block innerhalb der Organisation aufzubauen!

Bisher haben wir allerdings noch wenig Kontakt innerhalb des Black Networks, Roland lässt sich kaum noch blicken, der Wirt ist derartig stumpf, dass jedes Gespräch eine Verschwendung ist, Heinz hat sich verpisst (die Sau) und uns ist allein der Eisblock Pearl geblieben. Für eine Kontaktperson superkalt und abweisend... ob sie den Sinn des Wortes Kontakt(person) überhaupt begriffen hat? Wenn ich noch in meinem alten Körper stecken würde, sie würde den Kontakt suchen, da bin ich mir sicher...

Oh Herr, nimm diese Gedanken aus meinem Kopf – du nahmst mir die Schönheit, damit ich mich auf die wahre Aufgabe konzentrieren kann, ein Zeichen, welchem ich zu folgen gedenke...

Gib mir die Kraft der Versuchung zu widerstehen! Dem Laster abzuschwören und der wahre Aufgabe zu folgen! Konzentrieren wir uns auf das Wesentliche: Ich muss in der Hierarchie der Zhentarim aufsteigen und an Macht gewinnen. Wir haben nur kurze Zeit verschwendet um eine uns bereitgestellte Unterkunft einzurichten, komfortabel, doch zweckmäßig. Sogar ein Hausmädchen um für uns zu kochen und zu putzen. Die kleine Klothilde, wie alt mag sie sein, 12? Egal – sie scheint ihre Aufgabe zu erfüllen und wir können uns auf die wirklich wichtigen Dinge konzentrieren... Ich habe einen großen schwarzen Spiegel und eine Gebetsschale in Auftrag gegeben, wenn die fertig sind, können wir den Gebetsraum, den wohl wichtigsten Teil des Hauses, endlich richtig nutzen. Oh, und wie freue ich mich auf meine Rüstung... fast täglich habe ich den Schmied besucht um die Arbeit zu überwachen, bei dem Preis den ich zahle, erwarte ich auch exzellente Arbeit! Es schmerzt richtig, ihn nun mit meinem edlen Stück allein zu lassen.

Wie auch immer, wir mussten nicht lange Zeit verschwenden und bekamen unseren ersten Auftrag: ein Päckchen nach Tantras bringen. Oh Herr, was war ich erst enttäuscht, fast beleidigt. Der Hohenpriester, erster Vertreter des Glaubens auf den Realms, als Postbote? Doch es scheint mehr dahinter zu stecken. Das Päckchen muss erst mal wertvoll sein, zum anderen ist es wohl empfindlich gegen Teleportation oder andere extradimensionale Belastung. Außerdem scheinen feindliche Mächte dahinter her zu sein...

Nun, wie einfach die Aufgabe auch zu sein scheint, es ist meine Pflicht sie nach bestem Wissen und Können zu erfüllen, und das werde ich tun! Meine Kameraden scheinen das etwas lockerer zu sehen, während der Wache lehre Maronn, der frische Priester, Thorwal dem wilden Barbar das Lesen und Schreiben... nicht, dass ich das nicht für wichtig hielte, aber die Wache heißt nicht umsonst Wache, und nicht Lese/Schreibstunde! Wie auch immer, schon während der ersten Nacht ergaben sich die ersten Zwischenfälle. Ein Verletzter taumelte auf unser Lager zu, stammelte etwas von einer Krypta und Monstern, brach zusammen und zerfiel zu Staub.

Kurz darauf näherten sich weitere Gestalten, doch sie waren auf den ersten Blick wie Ghoule, untote Wesen mit rotglühenden Augen. Alle von ihnen bis auf einen wurden durch Anthraxus Macht darniedergestreckt, bevor sie sich uns nähern konnten, denn der Flamestrike verbrannte sie in kürzester Zeit. Der letzte wurde durch unsere Waffen vernichtet und ich stand zuletzt über ihm, um ihm mit meiner Sense den Rest zu geben. Plötzlich erwachten die Ghoule aber wieder und ihre Skelette wankten auf uns zu. Maronns verzweifelte Versuche diese mit Acid Arrows oder Magic Missels aufzuhalten waren zum Scheitern verurteilt, und als er versuchte, sie mit Hilfe von Anthraxus Macht abzuwehren oder sogar zu kontrollieren so konnte ich den Schrecken in seinem Gesicht erkennen, als sich ihm etwas in den Weg zu stellen schien. Also versuchte auch ich, der ich ja in meiner Kraft wesentlich stärker bin als Maronn, die Wesen zu kontrollieren – und ich musste mit Erschrecken feststellen, dass eine Macht diese stärker macht und ich schaffte es mit knapper Not diese Wesen aufzuhalten. Doch dann: der Schmerz! Der Ghoul, den ich noch kurz vorher mit der Kraft meiner Sense zerteilt hatte, griff nach mir und eisige Kälte machte sich breit. Meine Konzentration brach zusammen und die Ghoule konnten sich meinem Willen entziehen. Ich zückte die Sense und machte dem Ghoul, der mich auf so hinterhältige Weise angriff wieder den Garaus. In einer kurzen, aber heftigen Schlacht vernichteten wir auch die restlichen Wesen, und verteilten die Knochen, so dass sie nicht wieder erwachen konnten. Ich frage mich, was das für Geschöpfe waren? Ich habe so etwas noch nie getroffen oder davon gehört, außerdem bemerkte ich, dass die Skelette der Ghoule, die ich mit meinem Flamestrike darniederstreckte, sich nicht nur erhoben, sondern auch noch Wunden verheilten... Zusätzlich machte sich aus meiner Wunde eine Kälte und Taubheit breit, die ich mit knapper Not mit Hilfe der Macht des Herrn vertreiben konnte. Anthraxus sei Dank!!!

Die Präsenz der dunklen Macht war immer noch vorhanden, und so beschlossen wir dem ganzen auf den Grund zu gehen. Der Herr sagt: suche den Konflikt! Zwar droht der Bergpass zuzuschneien, und jeder Tag ist wertvoll, aber das Risiko bei den Zhentarim selbst als Bote zu versagen ist noch nicht so akut, als das wir nicht diesen kleinen Umweg uns leisten könnten. Außerdem: wie stehe ich vor der Gruppe da, wenn der Priester des Anthraxus dem Konflikt ausweicht? Es wäre zwar möglich zu argumentieren, dass sich hier eine Macht breit macht, die in naher Zukunft für Konflikt in der Umgebung sorgen könnte, und dann wäre es sträflich, diesen Konflikt zu verhindern, aber bevor ich mich da entscheide muss man dem ganzen auf den Grund gehen!

Wir gingen also in Richtung des Dorfes und fanden einige Ansiedlungen. Bis auf die Windmühle, die sich leise knarzend drehte war alles still und dunkel. Wir gingen zielstrebig auf das erste Gebäude zu und betraten es. Plötzlich tauchte aus den Schatten ein geisterhaftes Wesen auf, welches und angriff. Welch schrecklicher Kampf, unsere Waffen gingen durch dieses Wesen hindurch als sei es Luft, nur manchmal trafen einige Hiebe der Sense meines Priesterkollegen Maronn, doch das Wesen schien nicht sonderlich stark beeindruckt. Schließlich ließ ich die Sense fallen, betete zu meinem Herrn um positive Energie, die sonst zur Heilung diente, griff in das Wesen hinein und ließ die Energie strömen, worauf es sich in Rauch auflöste. Der Kampf war vorbei, und obwohl wir alle unverletzt waren, so waren wir doch auf seltsame Art geschwächt. Doch, oh Herr, was uns nicht tötet, macht uns nur noch stärker, also zögerten wir nicht lange und durchsuchten das Gebäude. In seinen vier Räumen fanden wir einige Potions, deren Wirkung uns aber erst mal unbekannt bleiben sollte, dafür enthielt die Waffenkammer ein magisches Schwert und in einem Schrank fanden wir eine Reihe von Scrolls, die Maronn auch sogleich entzifferte. Des Weiteren fanden wir einige Schriftstücke, die interessante Informationen enthielten. Diese Ansiedlung war wohl zerfallen und heruntergekommen, bis eine Gemeinde des Gond es sich zu Aufgabe machte, diese Ansiedlung wieder aufzubauen. Sie sind wohl schon sehr weit gekommen und haben unter anderem eine gewaltige Apparatur mit magischen Fähigkeiten rekonstruiert und repariert. Laut den gefundenen Schriften muss die vorgestern gewesen sein. Seit dem müssen sich schreckliche Dinge zugetragen haben, denn alles hier ist wie tot... Was ist das für eine Apparatur? Hat sie etwas mit der Macht zu tun, die wir hier spüren, ist sie für die Ghoule und den Geist verantwortlich? Wir müssen das herausfinden!

Doch die Zeichen stehen schlecht, ich bin durch den Kampf mit dem Geist stark geschwächt und ich denke ich werde um Mitternacht kaum viele neue Kräfte erhalten, die Emotionen und die Energie der letzten Gebete ist noch zu stark in mir, als dass ich schon wieder meinen Geist für neue Kräfte freimachen könnte... Aber das soll uns nicht aufhalten. Bis Mitternacht werden wir noch das zweite Gebäude untersuchen und dann entscheiden was zu tun ist.

Wir sitzen hier, essen eine Kleinigkeit und erholen uns von den Strapazen der Durchsuchung des ersten Gebäudes. Ich wage es kaum daran zu denken, dass wir noch mindestens drei Gebäude vor uns haben... Vielleicht sollte ich Gertrude, meine Halbork-Gefährtin zur Gruppe dazuholen? Aber sie ist nur eine schwache Kämpferin, und würde mehr in Gefahr geraten, als sie uns nutzen könnte. Es ist besser, sie bewacht die Pferde. Ich fühle mich halt nur sicherer in ihrer Nähe, oh wie ich hoffe, dass sie ein wahrer Anhänger ist, und nicht wie Heinz ein Verräter. Ich habe große Pläne mit ihr, und hoffe sie würdigt dies. Um Throwald, den Barbaren, mache ich mir so meine Gedanken. Er hat zwar dem Herrn versprochen, seine Lehre zu verbreiten, aber ich halt ihn für diese Aufgabe nicht fähig. Er vermag es noch nicht einmal zu lesen und zu schreiben. Wie will er diese komplexe Lehre verbreiten? Er ist ein wirklich starker Kämpfer, und ich sehe seine Zukunft eher als eine Art Blackguard, einen heiligen Streiter für den Herrn. Wer sagt denn, dass er den Glauben mit dem Wort verbreiten soll? Lasse das Reden mir, mein Gefährte, und verbreite den Glauben mit deinem Schwert, mach das was du kannst und ich sage dir wo der Konflikt gesät werden soll! Sei mein Schwert!

Maronn dagegen macht mir ebenfalls ernsthafte Sorgen. Ich meine er hat die falsche Einstellung zu unserem Glauben. Der Herr sagt: suche und verbreite den Konflikt. Maronn aber sitzt wochenlang vor seinen Büchern und lernt seine Zauber. Er soll die Wunder des Herrn verbreiten, nicht diese künstlichen arkanen Zauber. Wozu gibt uns unser Herr die Kraft? Er soll sich an mir, seinem Hohenpriester ein Beispiel nehmen: Ich war einst auch ein mächtiger Magier, mächtiger als Maronn es jetzt ist. Und ich gab all das auf, um dem Herrn zu dienen, und siehe: ich habe gewaltige Kräfte erhalten, Wunder, gegen die die Zauberei wirklich zu vernachlässigen ist. Sieht Maronn das denn nicht? So ist es kein Wunder, dass er in seinen priesterlichen Fähigkeiten keine Fortschritte macht. Auch als er versuchte die Ghoule zu vertreiben, hatte er nicht genug Kraft. Wenn er sich nicht endlich auf die wahre, die einzige Aufgabe konzentriert, dann wird es ein böses Ende mit ihm nehmen. Ich werde noch ein wenig abwarten und sehen wie er sich entwickelt. Wenn er weiter vom Pfad abweicht, dann werde ich ihm den rechten Weg zeigen müssen, notfalls mit der ganzen Kraft die mir zur Verfügung steht. Er hat geschworen sein Leben dem Herrn zu widmen, und wenn er das nicht tut, so ist es meine Aufgabe ihm das klarzumachen. Ich bin der Hohenpriester des Herrn und er hat mir zu folgen! Nun, sehen wir erst mal eine Weile, was er aus meinen alten Zauberbüchern lernt. Wenn es Früchte trägt, dann soll er sie genießen. Aber sobald die Studien beendet sind, so erwarte ich von ihm, dass er sich dem Glauben widmet und an seinen priesterlichen Fähigkeiten arbeitet. Dann wird die Wissenschaft für ihn gestorben sein und er hat sich an sein Versprechen zu halten und den Glauben zu verbreiten! Keine Studien, keine Bücher, keine Bibliotheken! Aber nun ruft die Pflicht, das nächste Gebäude wartet! Ich fühle mich zwar immer noch körperlich geschwächt, aber ich muss Stärke zeigen, ich muss meinen Gott repräsentieren...